In der Rollenspielkampagne Berge des Wahnsinns begegnen die Spielerfiguren der Polarforscherin Acacia Lexington. In ihrem Büro hängen drei Gemälde des russischen Künstlers Nicholas Roerich. Es handelt sich um Gobshi von 1924, Chud von 1928 und Schatten von 1916. Schon diese Auswahl verweist auf Lexingtons Faszination für mystische Landschaften und geheimnisvolle Orte, die sich in Roerichs Werk so eindrucksvoll widerspiegeln.
Nicholas Roerich war ein russischer Maler, Philosoph und Reisender, der von 1874 bis 1947 lebte. Er gilt als eine der faszinierendsten Persönlichkeiten seiner Zeit, weil er Kunst, Spiritualität und Forschung auf ungewöhnliche Weise miteinander verband. Berühmt wurde er vor allem durch seine Darstellungen von Bergen und Landschaften, die er während seiner Reisen durch den Himalaya, Tibet und Zentralasien malte. Die Gemälde Nicholas Roerichs zeigen immer wieder Gebirge, die mehr sind als bloße Landschaften. In seinen Werken ragen Gipfel auf, die von einem seltsamen Licht umgeben sind. Sie wirken wie Monumente aus einer anderen Welt. Manche Bilder erinnern auffallend an die Beschreibung der Antarktischen Berge, die Lovecraft in Berge des Wahnsinns schildert.
Roerich war nicht nur Künstler, sondern auch ein spiritueller Denker. Er beschäftigte sich mit Theosophie und okkulten Lehren, er suchte nach einer universellen Wahrheit, die er in Symbolen, Farben und Formen ausdrücken wollte. In vielen seiner Werke erscheinen die Berge wie Tore zu einer höheren Wirklichkeit, als stünden sie in Verbindung mit Kräften, die jenseits des Alltäglichen existieren. Für ihn waren Landschaften nicht bloß Natur, sondern Manifestationen des Überirdischen.
Seine Reisen führten ihn in Regionen, die damals noch kaum erforscht waren. Er dokumentierte nicht nur die Natur, sondern auch Mythen, Bräuche und Legenden der Menschen, die dort lebten. Dadurch entstand ein Werk, das sowohl künstlerisch als auch ethnologisch bedeutsam ist. Diese Mischung aus Kunst und Geheimnis macht Roerich bis heute zu einer Quelle der Inspiration.
Gerade im Zusammenhang mit Lovecraft wirkt Roerichs Werk fast prophetisch. Viele seiner Gemälde zeigen einsame Berge, gleißende Schneefelder und seltsam entrückte Stimmungen, die an die Beschreibung des antarktischen Hochlandes in Berge des Wahnsinns erinnern. Ob Roerich tatsächlich je einen Blick auf das Massiv der Berge des Wahnsinns geworfen hat, bleibt ein Rätsel. Doch wer seine Werke betrachtet, erkennt sofort, warum gerade seine Kunst im Zusammenhang mit Lovecrafts Kosmos immer wieder genannt wird. Sie zeigt Landschaften, die wirken, als hätten sie den Schleier zur anderen Seite bereits ein Stück weit gelüftet.



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