Expeditionstagebuch

In dieser Kategorie berichten die Teilnehmer der Expedition in wechselnder Reihenfolge von ihren Erlebnissen.
Nach jeder Session entsteht so ein lebendiges Tagebuch voller Eindrücke, Gedanken und Perspektiven.

Achtung: Spoilerwarnung!

Wer die Kampagne „Die Berge des Wahnsinns“ selbst noch spielen möchte, sollte an dieser Stelle nicht weiterlesen. Das Tagebuch enthält zentrale Handlungselemente, Begegnungen und Wendungen der Geschichte. Einige Abläufe wurden in unserer Spielrunde verändert oder durch individuelle Entscheidungen der Spieler beeinflusst. Es handelt sich hierbei um ein persönliches Spielerjournal, kein Abenteuerleitfaden und keine Spielkritik, sondern um unsere ganz eigene Reise ins Ungewisse!

Und so verließen wir das Zimmer von Professor Moore. In 3 Tagen also sollte J.B. Douglas, der ehemalige Kapitän der Arkham, in New York ankommen. Er hatte sich ein Zimmer im Rapsberry genommen, ein schäbiges Hotel weit abseits des Trubels von Manhattan. Ich muss gestehen, ich war ziemlich neugierig, diesen alten Seebären kennenzulernen, aber darauf mussten wir erstmal warten.

Auch heute hatten wir mal wieder viele Aufgaben. Spency, unser Buschpilot, sollte die drei Boings und eine Fairchild aus New Jersey abholen und die Funktionstüchtigkeit der Höllenmaschinen überprüfen. Währenddessen haben Bartlet und Schmitty eine Inventur des Lagers vorgenommen.

Am Pier angekommen, habe ich mich mit Fineruth, Polanski und Sjorge verbrüdert. Wir sollten die Konstruktion der Hundekäfige übernehmen. Hunderttausend Höllenhunde sage ich euch… diese Deppen haben weder eine Anleitung noch die notwendigen Teile dafür angeliefert. Zum Glück hatte ich davor Hidalgo kennengelernt… der Kerl spricht zwar kaum Amerikanisch, aber mit einer Säge und einem Hammer kann er wahrhaft zaubern. Ein paar Stunden später hatten wir mit seiner Hilfe die Käfige fertiggestellt… Gott, hatte mich das durstig gemacht, also gönnte ich mir erstmal einen kräftigen Schluck schwarzgebrannten.

Ein kurzer Abstecher zu den anderen klärte mich auf, dass es im Großen und Ganzen lief. Die Generatoren waren noch nicht eingetroffen und Bartlet moserte, dass sie nur ein einziges Kochgeschirr geliefert hätten und nur die Ersatzteile für die Sägen geliefert hätten, aber keine Sägen an sich…. komisch, dachte ich mir… bei den Hundekäfigen lag doch so viel Werkzeug?

Wenigstens waren alle Funkgeräte da und funktionstüchtig, teilte Smith mit. (Patzer)

Auf Seite 3 war auch alles in Ordnung (Patzer)

Der Sprengstoff sollte in speziellen Kisten geliefert werden, aber wir hatten weder den Stoff noch die Zündmittel dafür. Smith stellte aber fest, dass wir notfalls uns den Weg mit unseren 72 Schneeschaufeln freigraben könnten… ich frage mich allerdings, wo wir sie alle lagern sollen… 12 wären doch vollkommen ausreichend gewesen.

Beim Essen sah es verdammt scheiße aus… lauter Falschlieferungen. Wenigstens hatten wir genug Sauerrahm und Milch… wir ließen sie in der Sonne zurück, um möglichst schnell unseren eigenen Käse zu produzieren.

Und dann das Schlimmste… irgendein Schwein hatte uns alle Mundharmonikas gestohlen… verdammt, was sollen wir ohne Musik nur die ganze Zeit machen?

Nun ja, für heute war das definitiv genug Drecksarbeit… ab zum Amherst.

Dort angekommen, unterhielten sich unsere Eierköpfe mit Zeigs, Orgelfinger und Winslow, ein Wetterforscher und ein Gletscherforscher… aber so richtig zugehört habe ich nicht. Da Sonntag war, wollten Smith und ich noch die Abendmesse von Harriemet Fostick besuchen. Ich hab zwar gut aufgepasst… aber ich könnte schwören, wir wurden verfolgt… und ich sollte Recht behalten. Ich war schon bereit, unserem Verfolger eine runterzuhauen, als ich bemerkte, dass es lediglich ein Paparazzi war… Glück gehabt… meine Verfolger hatten mich noch nicht gefunden. Mit einer Zeitung habe ich mein Gesicht verborgen und den Paparazzi Smith zum Fraß vorgeworfen. Dies sollte noch Folgen nach sich ziehen, aber dazu später mehr.

Ich ging schlafen und wachte am frühen Morgen durch lautes Geschrei auf. Schnell griff ich nach meiner alten Betsy, die ich unterm Bett versteckt habe, aber ich beruhigte mich schnell, als ich die Stimme von Starkweather erkannte.

Die Hexe Lexington ist uns zuvor gekommen und Starkweather wollte jetzt unbedingt eine Dirne mit an Bord haben. Saperlot, Frauen an Bord bringen doch Unglück. Ebenso hat er unsere Abreise auf den 9.9. vorgezogen.

Später stellte man uns die Dame vor… Charlene Witstone, eine Botanikerin… der junge Benny beging fast eine Dummheit… ich bin mir sicher, er will einen ganz bestimmten Busch während unserer Reise erforschen… Bei Gott, ich hoffe, er ist diskret und schafft das vor Starkweather zu verbergen.

Ich bin sehr früh aufgestanden und möchte zeitnah mit meiner Bezugsgruppe das Hotel Wesbury aufsuchen. Jetzt, wo es noch dunkel draußen ist, erscheint es mir am geeignetsten Kapitän J.B. Douglas aufzusuchen, wo hoffentlich noch keine Reporter unser Hotel belagern.

Professor Moore hatte deutlich gemacht, dass Herr Douglas nicht in den Trubel vor der Reise verwickelt werden möchte und wir diskret vorgehen sollen. Anders kann ich mir auch nicht erklären, weshalb der Kapitän so weit entfernt von Manhattan ein Zimmer bezogen hat und zugleich auch noch in einem derart runtergekommenem Stadtviertel.

Bei dem Wesbury handelt es sich meiner Einschätzung nach nicht einmal um ein wirkliches Hotel, sondern eher ein Motel, wobei die Bezeichnung „Absteige“ es wohl am besten trifft. Nachdem ich gestern anscheinend verfolgt wurde, werde ich heute noch vorsichtiger sein und meiner Bezugsgruppe einschärfen besonders achtsam zu sein.

Meine Absicht so früh aufzubrechen wird aber nur von Herrn Fletcher geteilt, denn die anderen reagieren nicht auf mein Klopfen. Ich werde mich ins Foyer begeben und das Hotelpersonal bitten, uns ein paar belegte Brote fertig zu machen und einzupacken. Dann kann ich auch noch in Ruhe die Zeitung lesen und einen Kaffee trinken. Zugegeben, bin auch ich noch sehr müde und bin daher nicht wirklich unglücklich darüber, dass unser Besuch beim Kapitän sich nach hinten verschiebt.

Doch wie ich so durch die Seiten der Zeitung blättere, bleibt mein Blick auf einem ganz bestimmten Artikel hängen: „Bekannter Hochseeschiffer ermordet! Kapitän Douglas: Tod am Hafen“. Ich kann es nicht fassen. Bestürzt rolle ich die Zeitung zusammen und eile zurück in unsere Hoteletage. Dieses Mal belasse ich es nicht bei einem höflichen Anklopfen, sondern poche mit meinen Handknöcheln an die Türen, bis alle Herren erwacht sind. Auch in ihren Gesichtern sehe ich Bestürzung. Herrn Professor Moore, dessen Zimmer sich auf derselben Etage befindet, wecken wir nun ebenfalls – Der Kapitän unserer Expedition wurde gestern ermordet; Moore muss es erfahren und natürlich Herrn Starkweather berichten.

Nachdem mit Ausnahme von Miss Charlene Whitston jeder auf unserer Etage informiert ist, verlassen wir eiligst das Hotel Amherst und fahren mit einem Taxi von der 2th Avenue zum Wesbury. Obwohl die Sonne noch nicht aufgegangen ist, wird unser Hotel bereits jetzt von einigen Reportern observiert, doch davon lassen wir uns nicht aufhalten und dieses Mal kommt es mir auch nicht so vor, als würde mich jemand verfolgen.

Wir erreichen das runtergekommene Motel mit den ersten Sonnenstrahlen des Morgens. Ich frage mich, ob es uns gelingen wird, in das Zimmer des Kapitäns zu gelangen und etwas zu erfahren, was Licht in die Angelegenheiten bringt. Erst dieser ominöse (Droh?-)Brief, dann die angekündigte Expedition von Miss Acacia Lexington und unsere geradezu sabotierte Schiffsfracht und nun wird unser Kapitän wenige Tage vor der vorverlegten Abreise ermordet. Ich möchte wissen, welche Personen uns schaden wollen und wer so weit geht, das Leben eines Expeditionsteilnehmers zu beenden, um uns aufzuhalten.

Während Dr. Smith und Mr. Spencer mich zur Rezeption des Wesbury begleiten, verschafft sich Herr Fletcher einen Überblick vom Gelände und umrundet das Motel. Der Mann an der Rezeption weiß bereits vom Tod des Kapitäns und berichtet uns, dass das Zimmer von J.B. Douglas versiegelt wurde und sich ein Beamter des NYPD vor der Tür befindet. Es wird wohl unmöglich sein, selbst Ermittlungen anzustellen.

Ich versuche trotzdem mit dem Wachmann ins Gespräch zu kommen, welcher sich als Jeremia Brams vorstellt. Leider ist der Beamte ebenso verschlossen wie die Tür von Zimmer 23, in welcher der Kapitän bereits seit mehreren Tagen untergekommen ist, oder sollte ich besser sagen „war“.

Herr Fletcher hatte keine Möglichkeit, von außen in das Zimmer zu blicken, geschweige denn einzudringen, da sich Zimmer 23 im ersten Stock des Wesbury befindet und die Fassade in einem besorgniserregendem Zustand ist. Ich nenne Herrn Brams meinen Namen und mache darauf aufmerksam, dass ich mit dem leitenden Ermittler des Mordfalls sprechen möchte; Leutnant Hansen vom Polizeirevier Battery. Ich lasse durchblicken, dass ich beabsichtige, vor Ort auf den Ermittler zu warten.

Dr. Smith lässt sich vom Inhaber des Motels den Schlüssel von Zimmer 21 aushändigen und bucht den Raum für wenige Tage. Das Zimmer ist in einem ähnlich schlechten Zustand wie der Rest des Motels und wurde zuletzt von einem Michael Sothcott bewohnt, wie uns der Eintrag im Gästeregister verrät. Wie es der Zufall will, gibt es zwischen Zimmer 23 und Zimmer 21 eine Verbindungstür, welche aber unglücklicherweise verschlossen ist. Auch wenn es sich um ein simples Türschloss handelt, fehlt unserer Gruppe die fragwürdige Expertise, ein Schloss aufzuspperren, während ein Beamter im angrenzenden Flur das Zimmer bewacht.

Ich buche das Zimmer 19, welches ebenfalls an das Zimmer vom Kapitän angrenzt, aber über keine Verbindungstüren verfügt. Die Entrüstung über den Zustand meines Zimmers muss ich nicht vorspielen und hoffe, durch meine Äußerungen vom Treiben in Zimmer 21 abzulenken, aber wie schon erwähnt stellt auch ein simples Schloss uns vor ein unlösbares Problem.

Ich lenke den Herrn von der Rezeption ab und bestehe auf ein besseres Zimmer. Währenddessen kann Mr. Spencer den Universalschlüssel in seine Gewalt bringen, um damit die Tür aufzusperren und vermag es sogar noch, den Schlüssel an seinen Platz zurückzubringen, ehe der Gastwirt von meinen Argumentationen genug hat und zurück zur Rezeption geht. Ich habe mein altes Zimmer beibehalten und bemühe mich nur darum, das Zimmer möglichst geräuschvoll aufzuräumen und zu reinigen. Ich hoffe, der Lärm übertönt die investigativen Bemühungen meiner Begleiter und Mr. Brams schöpft keinen Verdacht.

Zeitgleich vermögen Dr. Smith, Mr. Fletcher und Mr. Spencer sich einen Eindruck vom Inneren des heißersehnten Zimmers zu verschaffen: Das Zimmer des Kapitäns ist verwüstet. Alles wurde durchwühlt, Bilder liegen ihrem Rahmen entrissen auf dem Fußboden inmitten von Scherben. Der Kleiderinhalt einer Kiste ist über die schmutzigen Dielen verteilt und mehrere Notizzettel liegen umher.

Auf dem Schreibtisch sichtet Herr Fletcher mehrere Logbücher des Kapitäns, doch schnell wird ersichtlich, dass ausgerechnet das Logbuch zur Zeit der Ersten Antarktis-Expedition fehlt. Eines der Bilder zeigt die „Arkham Miskatonic“ – jenes Schiff, welches die letzte Expedition in den Südpazifik trug. Ein anderes Bild zeigt einen alten Mann in Kapitänsmontur und einen etwas jüngeren Mann, welche eine gewisse Ähnlichkeit teilen. (Ich vermute es handelt sich um J.B. Douglas und seinen Bruder Philip)

Auf den Notizzetteln befinden sich Telefonnummern; da stehen Starkweather mit der Rufnummer vom Amherst, Acacia Lexington und ein Gerald Brackman (ein Notar und Anwalt, wie Mr. Spencer am kommenden Tag herausfinden wird). Eine Untersuchung der Zimmer 32 & 21 fördert auch einige Gebrauchsgegenstände wie Streichholzschachteln zutage, die auf den Purple-Cup und den Twenty-One-Club hinweisen.

Ein interessanter Fund war aber ein handgeschriebener und noch nicht abgeschickter Brief vom Kapitän an seinen Bruder Philip. Daraus geht hervor, dass Starkweather den Kapitän keineswegs davon überzeugen konnte, an unserer Expedition teilzunehmen, und Herr Douglas sehr wütend über die entsprechenden Behauptungen gegenüber der Presse ist. Auch erwähnt er einen Mann im Wesbury, welcher ihm sonderbare Fragen stellt, die wohl unter anderem mit dem Werk „Die denkwürdigen Erlebnisse des Arthur Gordon Pym“ von Edgar Allan Poe zusammenhängen – eine Geschichte von 1838 über Abenteuer, Schiffbruch und sonderbare Tiere und einen kannibalischen Stamm in der Antarktis.

Unsere Recherche ist nicht so lautlos vonstatten gegangen, wie wir es beabsichtigt haben, und auch wenn der Wachmann anscheinend noch nichts bemerkt hat, so möchten wir doch keinesfalls dabei erwischt werden, wie wir unbefugt an einem Tatort Beweismaterial der Polizei in Augenschein nehmen. Daher beschließen wir, das Wesbury zu verlassen und zurück zu unserem Hotel zu fahren.

Unser Taxi hatte natürlich nicht so lange gewartet, und so nehmen wir die Straßenbahn, was keine einfache Aufgabe ist. Wir überlegen, was im Weiteren zu tun ist, und ich eröffne meine Absicht, eine Detektei mit den Sachverhalten zu beauftragen. Uns läuft hier in New York die Zeit davon, und wir sind keine ausgebildeten Ermittler – mit Ausnahme von Mr. Spencer – ortsfremd.

Mit der vorverlegten Abfahrt schon am 09. September wird es schwierig, so vielen Spuren nachzugehen, und unsere Gesichter kennt mittlerweile jeder, der einen Blick in die Zeitung wirft. Zurück im Amherst Hotel hat sich die Lage mit den unzähligen Reportern verschärft. Die Pressemitarbeiter befinden sich nicht nur vor dem Hotel, sondern auch in den Fluren vor unseren Zimmern und wollen von Starkweather und Moore alles über Kapitän Douglas und die Auswirkungen und Zusammenhänge mit der Expedition wissen.

Uns fällt ein Mann in dem Gedränge auf, dessen Blick auch auf uns fällt und der uns dann auch ohne Umschweife anspricht; es handelt sich um NYPD Leutnant Hansen vom Polizeirevier Battery. Ich berichte dem Ermittler, dass wir eben erst am Wesbury gewesen sind und auch beabsichtigt hatten, mit ihm zu sprechen. Gleichwohl erwähne ich, dass ich bereits am gestrigen Tag dort gewesen bin, weil ich hoffte, den Kapitän treffen zu können. Ich nenne ihm den Namen von Philip, welchen Herr Douglas hier in New York aufsuchen wollte, und dass wir uns Sorgen machen.

Natürlich berichten wir dem Beamten nicht von unserem rechtswidrigen Einbruch in das Zimmer des Kapitäns. Andererseits offenbarte uns Hansen auch nichts Weiteres, das uns bei unseren eigenen Ermittlungen hätte weiterhelfen können. Er verabschiedete sich mit der Absicht, die Expeditionsleiter aufzusuchen, um diese zu dem Sachverhalt zu befragen. Wir bemühten uns, den Menschen von der Presse so gut es geht aus dem Weg zu gehen.

Es blieb für uns bis zum Ende des Tages unmöglich, noch einmal mit Professor Moore oder Herrn Starkweather zu sprechen. Tim, der Rezeptionist unseres Hotels, empfahl mir als Detektivbüro das „Walter Wintschen & Sohn“, mit denen ich telefonisch Kontakt aufnahm und einen persönlichen Termin für den morgigen Tag vereinbarte. Mr. Fletcher schwor auf die „Pinkerton’s National Detective Agency“, aber da ich im Foyer bei der Rezeption keinen entsprechenden Flyer fand, blieb es bei der Empfehlung von Tim.

Bleibt noch zu erwähnen, dass wir einen weiteren Drohbrief erhalten haben. Dieses mal ist es keine kleine Notiz wie jene vor meinem Zimmer, sondern man hat Herrn Spencer einen regelrechten Roman an Warnungen geschrieben und unter der Tür hindurch in sein Zimmer befördert. Die Person bleibt weiterhin anonym und wir haben unterschiedliche Auffassungen davon, wer hinter der Warnung steckt und ob diese Person womöglich etwas mit dem Tod von J.B. Douglas zu tun hat.

Es ist Donnerstagmorgen. Zum ersten Mal habe ich etwas mehr auf dieser Reise vor der eigentlichen Reise geschlafen. Dennoch lassen mich die Gedanken nicht los, wer geht so weit, einen Mann zu ermorden, nur um eine Reise zu verhindern? Meine nun wertgeschätzten Kollegen und meine Wenigkeit begeben uns ins Foyer, um erst einmal zu frühstücken. Ein paar Pfunde für die anstehende Fahrt können nicht schaden. Es ist an diesem Morgen ziemlich überfüllt. Herr Moore befindet sich auch dort und winkt unsere Gesellschaft an seinen Tisch.

Die brennende Frage meinerseits, ob es schon einen Ersatz für Kapitän Douglas gibt, wird mit einem Ja beantwortet, aber weder der Name noch weitere Informationen werden preisgegeben. Wir übergeben Mr. Moore die Warnung, die Expedition stattfinden zu lassen. Er betrachtet diesen Zettel skeptisch, tut dies dennoch als Schabernack ab. Auf mich wirkt er dennoch beunruhigt.

Auch der Tod von Kapitän Douglas stellt er als schrecklichen Unfall dar und wünscht die Begleitung unserer heiteren Gruppe zur morgigen Beerdigung von Kapitän Douglas. Wir erfahren, dass bei der Konkurrenz, der Lexington-Expedition, sogar eines dieser neumodischen Filmteams dabei sein soll, was für Zeiten.

Wir sollen Mr. Moore bzgl. der Zeit der Beerdigung auf sein Zimmer begleiten. Dort angekommen, bemerkt Mr. Moore sofort, dass seine Tür leicht geöffnet steht. Mr. Fletcher wagt sich mutig als Erster in den Raum. Dieser wurde anscheinend wild durchsucht und in Unordnung gebracht. Niemand scheint anwesend zu sein. Miss Witstone von gegenüber wird hinzugezogen. Sie berichtet, nichts bemerkt zu haben.

Auf Nachfragen des Portiers Tim sei in der Zeit des Frühstücks ein Paketbote für Mr. Moore vor Ort gewesen. Angeblich habe Mr. Moore dieses Paket sogar abgezeichnet. Wie sich später herausstellte, eine Fälschung, dank des wachen Auges von Prof. Bartlet. Unterdessen informierte meine Wenigkeit die Polizei, die auch zeitnah im Hörsaal aufschlug.

Laut ihren Ermittlungen handelt es sich beim Einbruch um einen Profi oder jemand hatte den Schlüssel zu dem besagten Zimmer. Die Polizei verfügt, dass sich die Personen des Hotels in ein Buch ein- und austragen müssen. Unsere Gruppierung entschließt sich per Taxi zur Poststelle zu fahren, um eventuell den Paketboten anzutreffen, wie wir nach einer geringen Transaktion herausfinden, ein gewisser Mr. Arinelli. Ein ca. 1,80m großer stämmiger Italiener. Bei Gott, lass es kein Kommunist sein.

Die Befragung des Paketboten ergab, dass der angebliche Mr. Moore rötliches Haar hatte, mit einer Brille. Dieser falsche Moore befand sich im Zimmer des echten Moore, trat aber wohl so heraus, dass man das Zimmer nicht einsehen konnte. Das Paket soll laut Aussage des Boten eine Eilsendung gewesen sein, unter anderem mit Stempeln aus Hawaii, San Francisco und sogar Samoa! Es wurde weiterhin ein Fahrtenbuch erwähnt, wo wir vielleicht den Absender ermitteln können. Für Rückfragen bietet Herr Arinelli einen Besuch in Little Italy an, wo er angeblich auch wohnt. Sehr überschwänglich lädt er uns zu Pasta ein, welches Mr. Bartlet zögernd annahm.

Mr. Spencer und ich beantragen das Fahrtenbuch des Pakets. Mit leichter Hoffnung werden wir es morgen einsehen können. Da wir alle noch Erledigungen zu tätigen haben, beschließen wir, uns später im Hotel wieder zu treffen. Der Purple Cup, eine alte Hafenspelunke, wird durch Mr. Fletcher und Dr. Bartlet aufgesucht. Mr. Fletcher befragt einige zwielichtige Gestalten bzgl. Kapitän Douglas. Bei der Rückkehr im Hotel erleben Mr. Spencer und ich einen starken Streit zwischen Starkweather und Moore. Starkweather verdächtigt Lexington bzgl. des vermissten Pakets und schreitet großspurig von dannen.

Mr. Moore teilte mit, dass die Beisetzung des Kapitäns zur 11. Stunde am Friedhof St. Brigitt stattfinden wird. Zudem würde er sich über ein Gespräch mit Miss Lexington freuen, um theatralische Wogen zu glätten. Im Namen von Moore sollen Glückwünsche überbracht werden, klingt für mich nach einer Farce. Aber was der Auftraggeber wünscht, ist Gesetz. Zudem kann vielleicht in Erfahrung gebracht werden, ob die Lexington-Expedition auch manipuliert wurde.

Mr. Fletcher berichtet von seinen Erkenntnissen, dass Douglas sich über Lexington und Starkweather beschwert hat. Doppelte Anwerbung? Laut Aussage von Dr. Bartlet können wir innerhalb eines Tages Fotoaufnahmen erhalten, die zeigen, wer das Hotel betreten hat. Ich traue dieser Witstone keinen Meter. Versteckt sich hinter dem Anstand gegenüber einer Frau und vornehmem Verhalten… lächerlich. Glaubt, nur weil sie 1-2 Bücher gelesen hat, versteht sie die schwere Welt der Männer.

Nach kurzem verbalem Hin und Her habe ich nachgegeben und Miss Witstone begleitet mich zusammen mit Mr. Spencer wohl am morgigen Tag zu Miss Lexington. Dieser Termin findet um 11:00 statt. Mr. Bartlet macht sich nun auf den Weg zu seinem Rendezvous mit dem Italiener.

Boah, mein Schädel brummt. So fertig war ich schon lange nicht mehr – nicht mal damals, als ich diese fragwürdigen Pilze von diesem Indianer probiert habe. Was war gestern eigentlich los? Gestern war der 8. September. Ach ja: die Beerdigung des Kapitäns. Aber da war ich gar nicht. Boyle und Bartlet haben sich das angeschaut, meinten aber, es sei ziemlich fad gewesen. Jedenfalls haben sie nichts erzählt, was nach Aufregung klingt.

Mein Besuch zusammen mit Smith bei der Lexington war da schon interessanter – mehr oder weniger. Ich hatte eigentlich gehofft, dass ich mit der Dame ein paar Worte wechseln könnte, sodass … naja, wer weiß. Immer gut, einen Fuß in einer anderen Tür zu haben, oder? Ich glaube, Whitstone denkt da ähnlich, auch wenn ich’s nicht beweisen kann. Auffällig war jedenfalls, dass sie nicht gemeinsam mit uns zu Lexington ging, sondern sich ganz zufällig kurz vorher dort einfand. Verdächtig.

Insgesamt war der Besuch bei der Lexington seltsam. Ich hätte sie gern mehr über diese Indianer-Landschaftsbilder ausgefragt, aber wir kamen irgendwie nicht richtig ins Gespräch. Außerdem ließ sich nicht im Geringsten durchblicken, ob sie womöglich hinter diesen gruseligen Warnungen und Drohungen steckt. Smith dagegen – ich glaube, der hat sich sofort ein wenig in sie verguckt. Edel und hübsch ist sie ja, aber auch ziemlich biestig. Wie auch immer, sie gab sich sehr abweisend. Vielleicht hat Whitstone ihr schon alles Nützliche gegeben? Ach, was weiß ich.

War sonst noch etwas? Ach ja – reichlich Koks von Borland. Und Alkohol trotz Prohibition.

Leider hat es auch nicht geklappt, mit Hilfe der Reporter den Paketdieb ausfindig zu machen.

Wir gehen also an Bord. Professor Bartlet, der alte Bücherwurm, hat sich tatsächlich noch ein paar Zitronen besorgt. Ich wusste nicht, dass man mit saurem Obst Polarluft überlebt, aber meinetwegen – er soll sich dran verschlucken, wenn’s hilft. Noah Smith hat sich in seiner neuen Krankenstation eingeschlossen und packt alles ein, als wollten wir den Krieg gegen die Pest höchstselbst führen. Alles steril, alles blank, alles ordentlich – ich werd’ ihm gleich mal ’ne Flasche Schnaps hinstellen, damit er merkt, dass wir auf ’nem Schiff und nicht in ’nem Scheiß-Lazarett fahren.

Benny Spencer turnt bei den Flugzeugen rum, klopft an den Flügeln wie ein Pfarrer an der Kirchentür. Soll er. Wenn die Dinger uns später nicht in Stücke reißen, danke ich ihm vielleicht. Und dann ist da noch Miss Whitstone, die keiner so richtig kapiert. Ich schwöre, sie schleicht überall herum wie eine Katze, immer am Gucken, immer am Lauschen. Ich wette, sie weiß schon, wann ich pisse, bevor ich’s selber weiß.

Die letzten Ölfässer werden an Bord gehievt, das Deck knarrt, und die Seemänner brüllen sich an wie Hyänen. Stinkt nach Diesel, Salz und dem kalten Atem vom Süden, der uns bald den Arsch abfrieren wird. Ich hab mein Bündel in die Kajüte geschmissen. Teile mir die Bude mit Bartlet. Feiner Kerl, aber wenn er im Schlaf Bücher zitiert, werf ich ihn über Bord.

Hab heute Abend noch zwei Gläser Rum gekippt, und beim dritten fing ich an, mich zu fragen, ob ich überhaupt noch zurückkomme. Irgendwas liegt in der Luft, als ob die See selbst uns beobachten würde. Hab ich schon mal gespürt, damals oben am Yukon, wenn man nachts in den Minen stand und der Wind so komisch durch die Stollen gepfiffen hat – als ob man nicht allein ist, obwohl man allein ist.

Verdammt, ich hab keine Lust mehr zu schreiben. Morgen segeln wir. Mal sehen, was der Arsch der Welt für uns bereithält.

Plötzlich ein Knall, wie wenn ein ganzer Berg im Yukon zusammenkracht. Die Scheiß-Lagerhalle fliegt mir fast um die Ohren. Splitter, Rauch, Feuer – das volle Höllenprogramm. Ich spürte den Rum noch im Bauch, aber rannte trotzdem los, rein ins verdammte Flammenmeer.

Drinnen brennt die Welt. Balken krachen, Kisten spucken Funken, und es stinkt nach Öl, als wär der Teufel selbst am Kochen. Ich seh drei Gestalten im Qualm liegen. Zwei erkenne ich: Hidalgo Cruz, der flinke Techniker, der mir noch beim Hundekäfig geholfen hat, und Olav Snabjorn, ein Schlittenführer wie ich, einer mit Händen so groß wie Kohleschaufeln. Der dritte? Keine Ahnung, ein Fremder, aber alle drei sind weggetreten.

Andere rennen schreiend raus, vermutlich Hafenarbeiter. Einer taumelt, trägt noch einen Kameraden, bevor er in der Dunkelheit verschwindet. Und während alles kracht, folgen kleine Explosionen, als hätte jemand eine ganze Stadt voll Dynamit hier reingeschmuggelt.

Ich pack Cruz, schleppe ihn auf meine Schulter, der Rauch beißt mir die Lunge aus der Brust. Aber meine Pferdelunge? Die kennt Schlimmeres. Yukon-Kälte, billiger Whiskey, Minenstaub – das hier wird mich nicht umlegen. Huste wie ein Bär, aber komm raus mit dem Kerl.

Währenddessen seh ich Bartlet und Spencer am Pier wie Verrückte an den Kränen reissen, um die Ölfässer vorm Feuer zu retten. Vernünftige Männer, aber dumm genug, ihr Leben für ein paar Gallonen Öl aufs Spiel zu setzen.

Doch dann, hinten in der Halle, zwischen den brennenden Kisten – da hockt noch einer. Maschinenpersonal, denke ich, liegt gekrümmt wie ein Haufen Dreck. Aber das ist nicht, was mir die Haare aufstellt. Denn direkt daneben steht ’ne andere Gestalt. Aufrecht, ruhig, fast gelassen. Ein Metallkanister in der Hand, ’ne verdammte Schweißerbrille auf der Fresse. Sieht nicht aus wie ein Opfer – sieht aus wie der Bastard, der das Ganze angezündet hat.

Mir läuft der Schweiß ins Auge, und für einen Moment schwör ich, die Hitze formt Schatten an den Wänden, die sich bewegen, obwohl sie es nicht sollten. Scheiß drauf. Ich hab keine Zeit für Hirngespinste. Aber eins weiß ich: Dieser Feuerteufel will mehr als nur Zunder legen.

Draußen treffe ich Noah Smith und übergebe ihm Cruz. Der Kerl hustet und riecht nach Ruß und Benzin, aber er lebt. Noah verarztet ihn und flucht leise, so als sei das eine häusliche Pflicht und kein Drama.

An Deck steht Bartlet an der Reling und glotzt in die Nacht, als könnte er mit seinem Blick den Übeltäter fangen. Mister Starkweather, unser Expeditionchef, ist auch an Deck gekommen. Der arme Kerl versucht, den Löschschlauch zu zähmen — und der Schlauch hat eher Gewalt über ihn als andersrum. Er knallt ihm quer über den Schädel, als hätte ihm jemand ’ne junge Robbe ins Gesicht geschleudert. Staub, Funken, und ein sehr peinliches Fluchen.

Porter und Laroche kommen ihm zur Hilfe, beide wie zwei Dampfhämmer, die mehr mit Wucht als mit Köpfchen rangehen. Sie kriegen den Schlauch halbwegs unter Kontrolle, aber das Biest zappelt weiter, spritzt Wasser in alle Richtungen, nur nicht dorthin, wo’s wirklich brennen soll. Professor Moore dreht an der Winde für die Ölfässer, Sykes hilft mit.

Ich kann nicht bleiben und zusehen, wie der Feuerteufel davonkommt. Also renne ich zurück ins Lagerhaus. Die Halle ist ein Chaos von Schatten, brennenden Kisten, und dem Stakkato von Tropfen, die zischend im Licht verschwinden.

Da steht er — oder besser gesagt, er versucht zu stehen. Die Gestalt ist flink, aber nicht flink genug. Eine Tür vom Notausgang klemmt, verbogen wie das Rückgrat eines alten Pferdes, und einer seiner Arme ist darin eingeklemmt. Sein Gesicht: halb Schatten, halb verkrustetes Rußgesicht. Über der Schweißerbrille blitzen Augen wie kalte Münzen. Für einen Moment dachte ich, die Augen sagen mir was, etwas, das mir nicht gehört. Dann hab ich’s weggeblasen wie einen schlechten Traum.

Ich schlag zu, dann schlägt er zu, und mein Gesicht wird warm und rot vom Blut. Scheiße, die Fresse tut weh; ich schmecke Metall. Er ist zäh, verdammt zäh, aber keiner von uns ist ungeschickt. Ich pfeffere ihm einen Haken, er taumelt und hustet, ich geb ihm noch einen, und dann ist er weg — bewusstlos, atmet noch, aber weg. Er liegt auf dem Boden, die Schweißerbrille hat einen Sprung, sein Kanister neben ihm, halb leer. Ich halte ihm den Hals zu, um sein Keuchen zu hören, und für einen Splitter von Atemzug hab ich das Gefühl, sein Keuchen ist nicht ganz menschlich.

Ich hab den Feuerteufel an Bartlet übergeben, nachdem der endlich die verbeulte Tür freigekriegt hatte. Hätte schwören können, der Professor hat mehr an den Scharnieren gefummelt als an dem Bastard selbst. Jedenfalls war der Mistkerl festgesetzt, und ich war frei für den nächsten Gang in die Hölle.

Also wieder rein in die Flammen, zum dritten Mal. Ich weiß nicht, woher die Kraft kam, aber es fühlte sich an wie ein göttlicher Ruck, als hätte mir einer den Rücken mit purem Donner gefüllt. Miles und Figarson lagen drin wie zwei nasse Säcke, und ich hab sie beide rausgeschleppt, einer links, einer rechts. Die Lunge brannte, die Haut roch nach Schweinebraten. Vor der Halle kippte ich fast um, genau vor Smith. Er packte mich und gab mir ’ne Spritze Morphium, und dann war ich weichgekocht wie ein alter Hammel.

Während ich noch wegdämmerte, hat Bartlet den Feuerteufel tatsächlich wieder laufen lassen. Einer der Hafenarbeiter hat mir später erzählt, wie Spencer hinterhergesprintet sei, als wär er auf einer Tanzfläche und nicht in einem brennenden Hafen. Sie stolperten, rutschten, Spencer hat sich wohl mehrmals auf die Fresse gelegt, und am Ende sei der Brandstifter abgehauen. Der Arbeiter schwor, Spencer habe so geflucht, dass der Mond sich die Ohren zugehalten hätte. Und angeblich, ich wiederhole: angeblich, hat Spencer am Ende einem Ölfass den Stinkefinger gezeigt, weil er sonst keinen Schuldigen mehr fand. Ich war nicht dabei, aber so erzählen’s die Leute – und die haben selten weniger Schnaps im Blut als ich.

Dann noch eine Explosion, größer als die davor, und Asche fiel wie schwarzer Schnee auf uns nieder. Ich war schon halb weg vom Morphium und glaubte plötzlich, Noah sei mein alter Freund Raylan. Der arme Hund, damals vom Yukon von einer Lawine verschluckt. Ich sah wieder Weiß, Schnee, Tod. Also hab ich mich auf Noah gestürzt, wollte ihn mit meinem Körper schützen. Der Arme hat mich nicht weggeschubst, sondern mir einfach die zweite Ladung Morphium gegeben. Danach war ich still, ganz still.

Was dann passierte, weiß ich nur aus den Erzählungen. Die „Talahassee“ von Arcatia Lexington lief als Erste aus – großes Tamtam, Winken, Pfeifen. Spencer hat wohl vor Wut einen Stinkefeuer aufs Deck gezeigt, weil wir zurückbleiben mussten. Dann kam die Feuerwehr, mit Sirenen, Schläuchen und großem Trara, und Detective Hanson von der New Yorker Polizei. Hanson sah uns an, als hätten wir den ganzen Hafen selbst abgefackelt. „Eine gewaltige Pechsträhne“, meinte er nur, aber sein Blick sprach Bände: Verdächtig waren wir alle.

Bin im Krankenhaus aufgewacht, verarztet, zusammengeflickt. Drei Hafenarbeiter tot – aber keiner von unserer Expedition. Das ist mein Werk, verdammt noch mal. Bartlet wollte mich besuchen, aber nicht alleine, der feine Herr. Smith legte sich hin, während Bartlet mit seiner Frau schwatzte. Maurice Cole kam schließlich und holte mich raus. Ich war so müde, dass ich im Hotelbett direkt wieder kippte.

Morgens geweckt, erstmal ein Bad genommen. Der Rauch wollte nicht aus Haut und Haar, egal wie heiß das Wasser war. Spencer hat ein Paket angenommen, 30 auf 30 Zentimeter, Absender Boston. Drin war eine Schellackplatte in einer Holzhülle. Moore hatte ein Gerät, also haben wir sie später abgespielt.

Die Stimme auf der Platte krächzte: „Arkham zweiter Flieger draußen, Magnetnadel zögert, versucht zurückzuholen… Elf Leichen geborgen, etwas hat an ihnen gearbeitet… Fenster ohne Glas… Schritte nicht im Takt eines Menschen… Vertraut nicht auf die Linien… letzter Funkspruch.“ Die Worte jagten mir eine Kälte in den Rücken, die nicht vom Bad kam.

Wir gingen zu Moore. Er hielt erst eine Rede für die drei Toten, würdevoll. Dann Starkweather, feurig, fast zu feurig, als wollte er die Asche der Nacht mit Worten verbrennen. Kapitän Fredeburg meldete das Schiff einsatzbereit, Treibstoff aufgefüllt. Morgen brechen wir auf. Starkweather hat sogar eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, dass wir unschuldig sind.

Später spielten wir Moore die Platte vor. Er erkannte die Stimme: McTight.

Bartlet telefonierte später mit McTight. Er sprach von Dyer, den Miskatonic-Bergen, grotesken Funden – riesige Seesterne, Algen, obduziert, Wahnsinn in der Stimme. Ein Mann, der die Berge gesehen hat und nie wieder derselbe war. McTight lallte von Dingen, die nicht sein dürften, dann plötzlich wieder freundlich: Einladung nach Kingsport. Aber dafür war keine Zeit mehr.

Wir beschlossen, die letzte Nacht im „Purple Cup“ zu vertrinken.

Zurück aufs Schiff. Detective Hanson stand da, mit Blicken wie Dolche. Mir war klar: unsere Reise beginnt nicht nur mit Eis und Wind. Da hängt ein Schatten über uns, und der hat nichts mit Rauch zu tun.

— Boyd Fletcher

Verletzte…Tote…Feuer…Explosionen…Warnungen und Rätsel, so begann unsere Reise. Es ist fast wie vor 20 Jahren in den Gräben.

Viele meiner Kameraden zeigten jetzt schon Heldenmut, während ich nur meine Pflicht erfüllte. Obwohl wir alle unterschiedlicher nicht sein könnten, werde ich versuchen, ihnen dahingehend nachzuueifern, dennoch darf ich mein Ziel nicht aus den Augen verlieren, ich habe es schließlich Misses Bourdreau versprochen. Ich hoffe einfach, dass wir es alle schaffen und ich meine Antworten finde, egal welcher Art, Pater noster, qui es in caelis und bekreuzige mich.

Es ertönen die Posaunen von Jericho 3x mal in Folge, hoffentlich erreichen wir unser Ziel. Wir sind wirklich auf dem Schiff, ich kann es ehrlich gesagt immer noch nicht fassen und lassen New York, glaube ich, auch mit einigen Fragen und Gedanken zurück. Es geht vom Hafen aus in südliche Richtung der Ostküste entlang, so teilte man mit, bin kein Nautiker.

Ungefähr 1 Stunde nach der Abfahrt werden wir zu Starkwether und Moore gerufen und es knallen die Korken. Sekt wird im Jubel ausgegeben. Dr. Bartlet lobt den überragenden Mut von Mr. Fletcher während des Brandes. In dem Bereich scheint er außergewöhnliche Fähigkeiten zu besitzen. Starkwether und Moore stimmen zu.

Lieder werden eingestimmt, Geschichten und Ratespiele werden zum Besten gegeben, als ob die Toten schon vergessen sind. Ich glaube, dass dies eventuell Unglück bringen könnte, aber Gott ist an unserer Seite.

Die Sörensenbrüder begeben sich an unseren Tisch und informieren uns darüber, dass noch eine weitere Rede gehalten werden soll, ich meine von Starkweather. Mr. Fletcher und Mr. Spencer sind gottlos betrunken und können kaum noch einen geraden Satz herausbringen. Sollen sie ihrer Philosophie des Trinkens und Vergessens heute noch einmal frönen.

Mr. Spencer torkelt auf der Suche nach einer reifen Banane Richtung Kombüse, wo er der ansässige Mohr hausiert. Er kommt hungrig zurück… Näheres haben wir nicht erfahren. Hingegen Mr. Fletcher versucht krampfhaft den Abort zu finden und zu treffen, er schafft es schließlich.

Gegen 19:30 begeben wir uns zu einer Versammlung von Moore und Starkwether. Lobpreisungen auf diese Expedition werden verteilt. Ein Aufgebausche, wohl ohne die Gefahren, die vor uns liegen, zu sehen. Desweiteren werden uns aber auch wichtige Informationen bzgl. des Tagesablaufes mitgeteilt (Aufgaben / Mahlzeiten etc.). Starkwether und Moore bitten darum sich, bis zum Erreichen des Zieles, darüber zu belesen. Zudem werden Kurse angeboten, wie z.B. zum Thema Bergsteigen / Morsen / Sprechfunk / Erste Hilfe / Hilfe bei Erfrierungen / Bedienung des Bohrers. Entweder halten meine Kameraden und meine Wenigkeit einen dieser Kurse oder werden darin geschult. Dies erachte ich als sehr sinnvoll, meine Hoffnung auf Kompetenz steigt. Durch diese Kurse wird der Zusammenhalt der Truppe gefördert, eine grandiose Idee, es fühlt sich fast so an, wie damals in den Gräben, nur ohne Einschläge der Granaten.

Ich nehme an dem Kurs für Bergsteigen und Kälte-Medizin teil, ich bin gespannt, hoffe kann einiges adaptieren. Meine Kameraden gehen in den Kursen ihren Interessen nach und was sie vertiefen möchten. Dr. Bartlet und meine Wenigkeit erhalten eine Einladung an den Offizierstisch. Mr. Spencer und Mr. Fletcher reagieren eher verhalten. Es wäre aber unhöflich dieser Einladung nicht nachzukommen. Ich verspreche den beiden, etwas zu Essen herauszuschmuggeln. Doch sollten sie sich ihres Standes bewusst sein, das macht sie ja nicht zwangsläufig zu schlechteren Menschen… nur die Ordnung der Dinge muss gewahrt bleiben.

Wir werden dazu angehalten, die Stimmung der Mannschaft aufzufangen und dazu Bericht zu erstatten, damit zeitnah gehandelt werden kann. Dr. Bartlet betont, dass man die Sicherheitsvorkehrungen erhöhen sollte, in Erinnerungen der Ereignisse der vergangenen Tage. Mr. Moore lässt Sorglosigkeit in reinster Form an den Tag treten. Er sieht keine Notwendigkeit, ein risikofreudiger Mann, nur dass auch andere Leben an seinem hängen. Die Bedenken sollen mit dem Kapitän besprochen werden, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Als Ergebnis werden die Frachträume abgeschlossen und der Zugang begrenzt.

Ich unterstütze die Bedenken meines Kollegen Dr. Bartlet völlig, ein integerer Mann. Ich möchte morgen gegen 7:00 unbedingt an der Messe des Kapitäns teilnehmen, berichte noch schnell Mr. Spencer unter der Abgabe von 2 Äpfeln, was besprochen wurde, und begebe mich zu Bett, Mr. Spencer folgt etwas später.

7:00: Ich nehme mit Dr. Bartlet und Mr. Fletcher an der Messe von Kapitän Träneburg teil, der Trost, den wir eigentlich alle bräuchten. Die Eröffnung startet mit einem Gebet. Danach wird ein Lied eingestimmt. Danach darf ich den Psalm 23 zitieren und fühle mich ergriffen und Gott etwas näher. Ich bin froh, dass Dr. Bartlet und Fletcher dieser Messe beiwohnen, ihre Seelen sind nun etwas sicherer.

Nach dem Frühstück beginnen die ersten Kurse, eine gesunde Ablenkung und Bereicherung. Bald offenbart sich uns die Karibik, wie groß die Welt doch ist. Die Wärme steigt und der Regen nimmt zu. Die Farben der Welt liegen vor uns.

Kuba, ein weiterer exotischer Abschnitt unserer Reise. Unmittelbar nach Kuba erscheint vor uns ein Kriegsschiff der US-Marine und begrüßt uns mit 3 kräftigen Stößen aus dem Horn, wir erwidern den Gruß. Ein Funkspruch informiert uns, dass die Lexington bereits in Panama angekommen ist, wir werden wahrscheinlich noch 3-4 Tage benötigen, die Stimmung ist nun getrübt.

Ankunft in der Bucht Colon, Panama. Vor den Schleusen wird geankert. Nach ungefähr 4 Stunden passieren wir die erste Schleuse. Es bäumt sich vor uns ein Dschungel von Grün garniert mit grauen Wehranlagen auf. Ein Boot erscheint an der Seite unseres Schiffes, ein Moor kommt an Bord und wenig später können wir die Schleusen passieren. Es scheint sich bei diesem Menschen um einen Kontrolleur zu handeln. Die Wärme und der Geruch sind unerträglich. Ms. Whitstone mischt sich wieder in Männerangelegenheiten ein und gibt an, der Geruch scheint vom verrottetem Pflanzematerial. Sie teilte etwas mit, was jedem Nicht-Schwachsinnigen klar wäre.

Schleuse um Schleuse endlich Richtung Balboa. Dort ankern wir und Vorräte werden aufgefrischt. Zudem decke ich mich mit Pfeifentabak und Zigarren ein, ein kleines vertretbares Laster, wie ich finde. Wir passieren Melbourne und die See frischt auf, es wird stürmischer bis bedrohlich. Die See scheint Mr. Spencer, Fletcher und meiner Wenigkeit stark zuzusetzen. Ich verabreiche mir ein Beruhigungsmittel und lege mich schlafen, ich hoffe meinen Kameraden geht es besser.

Die See wird endlich ruhiger und es geht zumindest körperlich bergauf. Mindestens 1/3 der Mannschaft fühlt sich unwohl. Nach strenger Schonkost und Bettruhe sind wir bereit fortzufahren. Wir nehmen die Kurse wieder auf, sogar ein Tanzkurs von Dr. Queen wird angeboten. Auch ein Bastelkurs für Miniaturflugzeuge aus Papier ist hoch im Kurs. Die kleinen Flieger tauchen mittlerweile überall auf dem Schiff auf.

Nach dem Aufstehen berichtet Mr. Bartlet, dass er aufgehalten wurde, als er Richtung Starkwether und Moore unterwegs war. Er wirkt so, als ob er eine Verschwörung oder einen Diebstahl vermuten würde. Mr. Fletcher und ich sind da anderer Meinung, wahrscheinlich nur eine Besprechung, die Ruhe erfordert.

Herr Meyers gesellt sich zu uns an den Tisch, einer der Archäologen des Trupps. Er teilt mit, dass er sich beobachtet fühlt und die Mannschaft sich „merkwürdig“ verhalten würde, was auch immer das heißen mag. Des Weiteren ist er der Meinung, irgendetwas will uns daran hindern, die Antarktis zu erreichen. Auch die Sorge, was eventuell wirklich mit der anderen Expedition geschehen ist, kommt als Frage auf. Ich persönlich glaube, Herr Meyers ist einfach ein sehr unruhiger Mann.

Die Sorge von Sabotage kommt uns allen immer wieder ins Gedächtnis. Herr Meyers erwähnt die „Schwarze Bande“, eine Gruppierung im Maschinenraum. Eine kurze Diskussion bzgl. der Entstehung der Erde kommt auf, aber wer könnte schon das Buch der Bücher widerlegen.

Ich begebe mich auf die Krankenstation, um die heutige Bestandsaufnahme zu erledigen. Was meine Kollegen fachsimpeln, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich werde wie Dr. Bartlet vor mir aufgehalten. Mir wird mitgeteilt, in 1 Stunde könne ich sie wieder betreten. Ich kehre zurück zu meinen Kameraden.

Wir vernehmen dreimal das Ertönen des Schiffshorns. Wir versammeln uns alle an Deck. Ein gewisser Admiral Triton, ein Mitglied der Besatzung, steht in einer lächerlichen Aufmachung vor uns und möchte zum Kapitän. Er wird Richtung Kapitän geführt. Was ist das für ein seltsames Schauspiel? Soll die Moral gehoben werden, ich verstehe es einfach nicht. Der Kapitän geht auf diese Farce ein, wahrscheinlich ein heidnisches Ritual der See. Viele applaudieren, ich verstehe es einfach nicht.

Nun gehe ich aber Richtung Krankenstation, um mich meiner Arbeit zu widmen. Danach erscheine ich beim Frühstück und Dr. Bartlet zeigt mir diesen heidnischen Wisch von König Triton zur Einführung und Segen der See. Ich versuche mich diesem Schabernack gänzlich zu entziehen. Ich begebe mich nach dem Frühstück zu meinen belegten Kursen. Ich bin sehr erfreut, dass rege Beteiligung an meinem Kurs besteht. Anderen in Notsituationen zu helfen ist sehr christlich. Der Tag war lang und aufreibend, hoffentlich bleibt die Nacht ruhig.

Der Morgen bricht an. Die See ist ruhig. Die Messe findet nun wieder statt und ich komme dieser Pflicht und Wunsch nach. Es herrscht reges Treiben auf dem Schiff. Ein großer Teil der Mannschaft scheint an etwas zu bauen. Es wird gesägt und geklopft und man weiß nicht wirklich, was vor sich geht. Wiederholt dreimal das Ertönen des Schiffshorns. Wahrscheinlich wieder diese heidnische Schabernack, ich halte mich aus Überzeugung dieses Schauspieles fern. Danach kehrt endlich Ruhe ein, dachte ich zumindest.

Plötzlich ein Schrei… ein Stuart rennt durch das Schiff und schreit immer wieder: „Der Fluch der Fluch“. Ein starker beißender Ammoniakgeruch breitet sich aus. Wir gehen diesem nach. Wir erreichen den Maschinenraum, dann die Kühlkammer. Sie scheint geöffnet.

Ich besorge noch schnell in Parfüm getränkte Tücher, die zumindest etwas den Geruch unterdrücken sollten. Spencer wird ohnmächtig, Bartlet wird ohnmächtig. Irgendwie schaffen wir es an Deck. Ich selbst noch benommen, versuche Dr. Bartlet zu verarzten. Ich hätte warten sollen. Mein Finger landet da, wo er nicht sein sollte. Fletcher ist verschwunden, sucht wohl im Schiff nach der Ursache. Spencer wieder leicht auf den Beinen, vermutet die Kühltechnik des Schiffes. Bloß, wie soll man sich dorthin vorwagen? Ich glaube uns bleibt nur eine Schlussfolgerung: Sabotage!

Der Geruch verflüchtigt sich im Laufe des Tages, und der Betrieb wird langsam wieder aufgenommen. Es bildet sich Unruhe innerhalb der Mannschaft, was verständlich ist. Wir werden von Mr. Moore später in die Offiziersmesse gebeten, mal sehen, was er von uns will.

Gleich am Morgen führten wir ein Gespräch mit Moore und dem ersten Offizier Turlow. Beide baten uns, die Kühlanlage zu untersuchen, da Moore – wie auch ich – Sabotage vermutete. Tatsächlich fanden wir bereits nach kurzer Zeit eindeutige Spuren: Rückstände von Säure.

Zugang zum Kühlraum haben: Turlow, der Kapitän, die Stewards (gemeinsam), der Smutje und der wachhabende Offizier.

Bei der Durchsuchung der Zimmer der Stewards entdeckten wir bei Henning eine Flasche Schwefelsäure sowie einen Brief, in dem er jemandem Exklusivrechte versprach.

Doch die Sabotage ging weiter – ebenso unsere Suche nach den Verantwortlichen.

Unser Pemican, der offen im Kühlraum lag, wurde mit Rattengift vergiftet. Fletcher wäre dabei beinahe ums Leben gekommen. Der Täter ist noch unbekannt, denn Henning gestand zwar die Sabotage an der Kühlanlage, jedoch nicht die Vergiftung. Er behauptet, aus Rache an Starkweather gehandelt zu haben, den er für den Tod seines Bruders – ein Bergsteigerunfall infolge schlechter Vorbereitung – verantwortlich macht.

Während wir in den folgenden Tagen unsere Ausrüstung weiter überprüften, stießen wir auf weitere Sabotageakte:

  • Die Generatoren wurden beschädigt.
  • Beim Petroleum und beim Flugzeug fanden wir seltsames Zündmaterial.
  • Beim Fotoequipment lag ein starker Chlorgestank in der Luft – ebenfalls verdächtig.

Wir hoffen, inzwischen das Wichtigste entdeckt zu haben, denn wir haben bereits einen Funkspruch nach Melbourne geschickt, um dringend benötigte Dinge wie Lebensmittel und neue Stromgeneratoren nachzubestellen.

Mittlerweile ist wieder so etwas wie Alltag eingekehrt, und die Kurse finden erneut statt.

Jetzt müsste der 12. Oktober sein, und wir laufen in Melbourne ein. Am 8. Oktober erhielten wir einen Funkspruch, dass die Telehasse bereits den tasmanischen Hafen erreicht hat – sie ist uns also gut eine Woche voraus.